Neuzeit

Wegen der großen Trockenlegung, die im Laufe der Jahrzehnte die weiten Sumpfgebiete von Comacchio und der Romagna schrumpfen und dadurch die Vallaroli fast gänzlich verschwinden ließ, verlor auch der Lagotto mehr und mehr seine Funktion als Wasserhund und spezialisierte sich immer stärker als Trüffelsucher. Der Übergang von der einen zur anderen Funktion ist zwischen 1840 und 1890 datierbar.

Nachdem die Holzstützen der Weinreben durch Zementstützen ersetzt und die Wälder zunehmend abgeholzt wurden, wurde die Trüffel, speziell in den Tälern, immer seltener. Der Lagotto erwies sich dank seines engen, lockigen Fells als idealer Hund für die Trüffelsuche in den Hügeln und in den dornigen Wäldern während der Herbst- und Winterzeit.

Bereits ab 1920 war der Lagotto in den Tälern des Apennins der Romagna, dem Tal des Senio, des Lamone und besonders im Tal des Santerno sehr gut bekannt. Man muss jedoch erwähnen, dass sich zu jener Zeit niemand für die Hunderasse „Lagotto“ als solche interessierte. Die bereits bekannten Rassen genügten vollkommen und Kreuzungen wurden oft wegen ihrer Stärke, ihres Charakters und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten mehr geschätzt. Die Trüffelsucher gingen bei der Zucht immer vollkommen empirisch (außerhalb jeder genetischen Regel) vor und achteten nur auf das sofortige praktische Ergebnis, also den besten Trüffelhund zu bekommen - Lagotto oder nicht Lagotto.

Durch die wiederholten blutverwandten Deckungen der Vallaroli von Comacchio gelangte ein Lagotto in die Täler der Romagna, der durch wiederholte und unbegründete Kreuzungen mit viel fremdem Blut vermischt war.

Die Trüffelsucher haben aber den Verdienst, dass sie damals unseren Lagotto nicht aussterben ließen. Es ist fast ein Wunder, dass dieser vom genetischen Standpunkt aus fast ohne Schaden bis in unsere Zeit vorgedrungen ist.